Corona

Corona und Plastikfreiheit

Schützen wir die Flamme, die in uns leuchtet.

„Es ist also das Auferstehungsprinzip,

die alte Gestalt, die stirbt oder erstarrt ist,

in eine lebendige, durchpulste, lebensfördernde,

seelenfordernde, geistfördernde Gestalt umzugestalten.“

Joseph Beuys 1984

Joseph Beuys beschreibt mit dieser Aussage die Aufgabe einer Gesellschaft, die sich um das Leben und um die Zukunft bemüht.

Es reicht nicht aus zu verharren im Wohlstand und der scheinbarer Glückseligkeit. Das Leben ist immer verbunden in einem Geflecht aus Abgrund und Hoffnung. Nur die „lebendige, durchpulste, lebensfördernde, seelenfordernde, geistfördernde“ Weiterentwicklung führt zu Menschlichkeit und zu sozialer Verantwortung.

Corona hat uns allen dies vor Augen geführt. Vieles, was vorher selbstverständlich war ist weg. Vieles, was vorher undenkbar war, ist jetzt selbstverständlich.

Doch leider hat uns die jetzige Krise zwar hingeführt zu der Notwendigkeit unser Leben zu verändern, aber leider macht der Virus – und das ist neben seiner Lebensbedrohlichkeit seine Bedrohung für die Seele des Menschen – uns blind für das Neue.

Wir wollen zurück zum Alten. Wir wollen wieder wegfahren, uns abends zum Konzert treffen, es genießen in ein Museen zu gehen, ohne Sorgen sich begegnen. Das sind alles berechtigte Wünsche, nachvollziehbar und auch hoffentlich bald einlösbar.

Aber was fehlt, und deswegen sind wir blind, ist unser Blick nach vorne und die Möglichkeit, den Blick zu weiten auf das Neue, auf das, was entstehen müsste, auf das, was entstehen kann, auf das, was wir noch nicht kennen.

Sicherlich kann man Gründe benennen, warum der Virus uns blind macht. Die Angst, die er verbreitet, verhindert nicht nur eine zielgerichtete und gemeinsame Bekämpfung der Pandemie, sondern lässt uns nicht mehr lebendig atmen! und gelassen und überlegt das Notwendige tun.

Schon 10 Jahre vor Beuys hat der Club of Rome Ähnliches angemahnt: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umwelt-verschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“

Heute wissen wir, dass wir nur noch eine Zukunft als menschliche Wesen haben, wenn wir uns den notwendigen Veränderungen öffnen.

Nicht Blindheit hilft uns weiter, sondern wir müssen „…die alte Gestalt, … in eine lebendige, durchpulste, lebensfördernde, seelenfordernde, geistfördernde Gestalt umgestalten.“ (s.o.)

Corona zeigt uns die Notwendigkeit zur Veränderung, macht uns aber gleichzeitig stumpf und eng. Doch das kann der Virus nur dann, wenn wir nicht durchschauen, dass es eben nur ein Virus ist. Denn an uns liegt es, Dinge zu verwandeln und zu verändern. Wir können es.

Nachhaltigkeit, Plastikfreiheit, Wassersparen, Kreislaufwirtschaft… wir wissen alles. Setzen wir es mit Mut um, auch wenn wir die Resultate im Einzelnen noch nicht kennen. Der erweiterte Kunstbegriff von Beuys ist keine akademische Frage, sondern unsere eigentliche Zukunftsfrage. „Deswegen brauche ich keine Hoffnung zu haben, denn ich sehe ja, wie diese Ideen wirken … ( Boys 1982)“

Beuys sprach von einer Flamme, die in der Menschheit weitergegeben werden muss, damit Menschlichkeit und soziale Verantwortung gelebt werden können.

„Schütze die Flamme.

Denn schützt man die Flamme nicht,

ach eh‘ man’s erachtet,

löscht leicht der Wind das Licht,

das er entfachte.

Brich dann Du

ganz erbärmlich Herz

stumm vor Schmerz.“

Antonio Metastasio (1698-1782)

o.deller 18.4.2021