Gesundheitsgefahr durch Verpackung: Fett durch Plastik
(nach: https://taz.de/Gesundheitsgefahr-durch-Verpackung/!5867467/ Jörg Zittlau 29.7.2022)
Ein Forscherteam der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie untersuchte 34 alltägliche Kunststoffprodukte auf ihren Chemikaliengehalt. Unter ihnen waren Küchenschwämme und Shampoo-flaschen, aber auch Getränkeflaschen sowie Joghurt- und Kaffeebecher. Man fand 55.000 verschiedene chemische Bestandteile, von denen sich gerade mal 629 identifizieren ließen.[1]
Es folgten Experimente mit Ratten. Es konnte gezeigt werden, dass die Beigabe von verschiedenen Kunstoffen die Ratten dicker machte. „„Unsere Experimente zeigen, dass handelsübliche Plastikprodukte eine Mischung von Substanzen enthalten, die ein relevanter und unterschätzter Faktor für Übergewicht und Fettleibigkeit sein können“, resümiert Martin Wagner, einer der Studienautoren.“
„Plastik enthält also viele unterschiedliche Substanzen mit Dickmacher-Potential, und mittlerweile steht auch fest, dass es diese nicht für sich behält, sondern bei Lebensmittelverpackungen fleißig an das abgibt, was der Mensch schließlich isst oder trinkt. „Seine Chemikalien sind nicht fest im Material gebunden und können auslaugen, also in die verpackten Lebensmittel übergehen“, erklärt Wagner. „Dieses Phänomen nennt man Migration.““
[1] Man kann sich das vielleicht so vorstellen: Der reine Kunststoff z.B. PE ist an sich sehr stabil und daher für den Menschen kurzfristig kein Problem (das ist ja auch gewollt und gleichzeitig das Problem für die Meere). Allerdings ist das reine Polymer PE oft uninteressant und wird erst durch die Zugabe von weiteren chemischen Stoffen attraktiv. Wie etwa eine Suppe aus Wasser erst durch das Gemüse und die Gewürze interessant wird. Die chemische Industrie verfährt hier wie in der Küche und die beigefügten Zusätze sind oft geheim, machen aber erst die verkaufbaren Eigenschaften der Polymere aus: Biegsamkeit, Farbe, Festigkeit, Wasser-undurchlässigkeit und vieles mehr. Aber jetzt kann der Kunststoff seine Giftigkeit entwickeln, weil die Zusätze vagabundieren oder migrieren können.